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  • Rainer Olzem

Geologische Wanderung zum Pico Nambroque


Eine der schönsten Wanderungen auf La Palma

Von der Hauptstraße El Paso in Richtung Santa Cruz de la Palma (LP-3) zweigt kurz vor dem neuen Tunnel durch die Cumbre Nueva rechts eine schmale kurvenreiche Straße zum Refugio El Pilar ab (LP-301).

Nach einigen Kilometern sieht man rechts der Straße in der Ferne den Vulkan Tacande (auch Montaña Quemada genannt) mit seiner nach Nordosten geöffneten Ausflussrinne der Lava. Einige kurvenreiche Kilometer weiter verläuft die extrem steile Südflanke des Vulkans Tacande unmittelbar rechts neben der Straße.

Dann öffnet sich die bis dahin mit Kanarenkiefern licht bewaldete Landschaft zur weiten Aschenebene Llano del Jable. Nach weiteren 3 km ist das Refugio El Pilar erreicht, ein großräumiger Rast- und Grillplatz am Nordhang des Pico Birigoyo.

Sie können die Wanderung bei El Pilar beginnen, interessanter ist aber eine andere Route, die gut 500 m weiter rechts an der Straße beginnt. Hier stellen Sie Ihr Auto unter den Bäumen ab und nehmen den gut ausgebauten und leicht ansteigenden gelb markierten Wanderweg "Pista Llano de las Moscas" (PR-LP 16).

Die Wanderung führt durch lichtdurchfluteten Hochwald mit Ausblicken auf den kahlen Gipfel des Vulkans Birigoyo rechts des Wegs und auf die Montana El Caldero an der linken Seite. Bei klarem Wetter öffnen sich Fernblicke auf die Ostseite der Insel, auf den Atlantik, auf Santa Cruz de la Palma und ganz in der Ferne auf den höchsten Berg der Kanaren und ganz Spaniens, den mächtigen 3.718 m hohen Vulkan Teide von Tenerife.

Auf halber Strecke scheint ein von rechts kommender Lavazug den Weg zu versperren. Es ist die erste Begegnung mit dem Pico Nambroque, nämlich mit seinem prähistorischen basaltischen Lavazug, der genau hier endet. Wir werden diesen Lavastrom weiter oben noch mehrmals antreffen.

Nach 4 km ist die Llano de las Moscas erreicht, eine lichte Hochebene mit dem nicht bewirtschafteten Refugio de las Moscas. Hier wenden Sie sich nach rechts und nehmen den grün markierten Wanderweg SL-LP 125 zum Nambroque. Der Pfad führt über den Südhang des Hoyo del Agua (oder Montaña de la Marcilla), ab jetzt wird er zunehmend schmaler und stellenweise steiler. Hin und wieder bieten sich Ausblicke auf den fernen Vulkan Teide.

An einem Wegedreieck mit einem großen Steinmann in der Mitte führt die Wanderroute nach links zum Nambroque. Nach 100 m kreuzt der steile Pfad wiederum den prähistorischen Basaltlavazug, dessen Endpunkt wir bereits weiter unten passiert haben. Die Lava zieht sich als chaotische Anordnung von Basaltblöcken steil den Hang herab.

Durch den lichten Baumbestand sind hin und wieder die eindrucks- vollen Klippen des Nambroque zu sehen. Hier am Fuß des Vulkans erschließen sie sich in voller Höhe.

Ab jetzt ist zunehmend Trittsicherheit erforderlich, der Weg über den Lavazug führt über eine kleine Natursteintreppe und windet sich dann an der Rückseite des Zugs entlang. Die weitere Strecke bis zum Hauptwanderweg GR 131 über die Cumbre Vieja verläuft flach und ist unproblematisch.

Auf der Cumbre Vieja führt der Weg GR 131 nach links zum Hoyo Negro.

Südlich des Hoyo Negro biegt links ein schmaler Pfad mit Hinweisschild zum Nambroque ab. Auf dem Weg zu seinem Gipfel kommt man an einem kleineren prähistorischen Eruptionskrater vorbei. Kurz danach trifft man auf einen annähernd kreisrunden Schlot mit etwa 1 m Durchmesser. Zunächst will man dieses Loch wegen seiner regelmäßigen Rundung für einen künstlich angelegten Brunnen halten.

Es ist jedoch ein alter Lava- und Entgasungsschlot, worauf auch die rund um den Schlot gruppierten Basaltla- vabrocken hinweisen. Lässt man einen Stein in den Schlot fallen, hört man den Aufschlag nach 2 bis 3 s, was auf eine Tiefe von ca. 30 m schließen lässt. Man erkennt aber, dass der Schlot nicht senkrecht nach unten führt, sondern dass er bereits nach wenigen Metern einen leichten Knick aufweist und der Stein möglicherweise dort an der Wand aufschlägt.

Andere Autoren berichten, dass ein Stein 20 Sekunden bis zum Aufschlag benötigen soll, was eine Tiefe von ca. 2.000 m bedeuten würde. Wir haben den Versuch gemacht und ein Schnurlot abgesenkt: Bereits nach 25 m war die Sohle erreicht. Durch Erosion und „Versturz“ (das Einstürzen von Felsen in einer Höhle, einem Stollen oder Vulkan) hat sich der Schlot in den mehr als 1000 Jahren seit seiner Entstehung allmählich verfüllt.

Der weitere Weg zum Gipfel führt an einer schmalen Felsspalte vorbei und weiter auf steilem und rutschigem Pfad zum Kraterrand. Steht man schließlich auf dem Gipfel des Vulkans, so eröffnet sich ein imposanter Blick auf die Cumbre Vieja und ein tiefer Blick in den Hauptkrater des Vulkans. Mit einer Höhe von 1.922 m über NHN ist der Nambroque nach den beiden Gipfeln des Vulkans de la Deseada (1.945 m ü. NHN) die zweithöchste Erhebung auf der Cumbre Vieja.

Bereits aus der Ferne erkennt man die markanten Klippen auf dem Gipfel des Vulkans und einen felsigen Grat – ein Lavazug aus prähistorischer Zeit – der sich von oben den Nordhang herabzieht und dem wir auf dem Wanderweg bereits mehrfach begegnet sind. Bei der Umrundung des Kraterrandes stellt sich der Gipfel als eine Gruppierung markanter phonolitischer Klippen dar, die einem älteren stark zerklüfteten Phonolith, einem sogenannten phonolithischen Dom, aufsitzen.

Die phonolithischen Laven blieben aufgrund ihrer hohen Viskosität als Dome bereits in den vulkanischen Förderschloten stecken. Im Laufe der Zeit erodierte das umliegende weichere Gestein und die härteren Phonolithe blieben als markante Zeugen dieser magmatischen Geschehnisse stehen.

Die jüngeren Phonolithe unterscheiden sich in ihrer mineralogischen Zusammensetzung von denen der älteren Dome, über denen die Eruption stattfand. Darin ähnelt der Nambroque dem durch seine phonolithischen Dome und Klippen charakteristischen Vulkan Jedey.

Die Phonolith-Klippen des Nambroque zeigen an ihrer Oberfläche die für magmatische Gesteine typischen polygonalen, im Idealfall auch sechseckigen Schrumpfungsrisse.

Der Pico Nambroque wird oft mit der San Juan-Eruption von 1949 in Verbindung gebracht, bzw. der Krater Hoyo Negro wird oft als die Ausbruchsstelle des Nambroque bezeichnet. Tatsächlich aber ist der Nambroque ein eigenständiger Vulkan.

Mit Hilfe der Radiokohlenstoffmethode (14C-Datierung) wurde sein Alter auf 1040 ± 95 Jahre Before Present (BP) datiert, die Eruption des Nambroque und damit seine Ent- stehung wird demnach um das Jahr 910 gelegen haben, also etwa 580 Jahre vor der spanischen Eroberung La Palmas in den Jahren 1492/93.

Der schmale Pfad zum Gipfel ist der einzige markierte Zugang zum Nambroque. Der Rückweg führt wieder zurück zum Wanderweg GR 131, dem wir nach rechts in Richtung Norden zum Refugio El Pilar folgen.

Nach kurzer Wegstrecke passiert man in einer Senke linker Hand wieder den Explosionskrater des Hoyo Negro. Nach der Überwindung einer kurzen Steilstrecke geht’s von nun an überwiegend abwärts. Hier bieten sich noch einmal wundervolle Panoramablicke auf die nördliche Cumbre Vieja und den Rand der Caldera de Taburiente.

Nach etwa 1 km führt der Pfad steil abwärts und kreuzt auf einer kleinen Holzbrücke einen Graben, der den Blick auf schwarze, graue und rote Ascheschichten freigibt. Es sind die vulkanischen Produkte der Eruption der Montaña del Burro (oder Montaña de los Charcos), ein prähistorischer Vulkan rechts des Weges. Datierungen über den Zeitpunkt seines Ausbruchs gibt es nicht.

Regen und Wind haben die Aschen, Schlacken und Lapilli erodiert und den steilen Hang hinab verfrachtet. Kurz vor dem Ziel und Ausgangspunkt der Rundwanderung bietet sich ein letzter Blick in das Aridanetal, auf die Vulkane Bejenado, Enrique und Tacande und auf die Caldera de Taburiente in der Ferne.

Author: Rainer Olzem y Timm Reisinger | www.rainer-olzem.de |

Aus dem Geologischen Wanderführer La Palma,

2. erweiterte und aktualisierte Auflage 2018.

#WanderungenaufLaPalma #Natur #Wissenschaft

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